Freiheit bedeutet, die Begrenzungen zu verstehen, die jeden Raum – und dadurch auch jeden Freiraum – definieren, ohne sich davon begrenzen zu lassen.
Freiräume anzubieten, um Schmuck und Gerät zu untersuchen, ist die Zielsetzung der Schmuck-Klasse in München. Das Studium ist in vielerlei Hinsicht frei, es kostet zum Beispiel nichts, es gibt keine Aufgaben zu erfüllen, keine Benotungen, keinen Lehrplan und auch keine obligatorischen Vorlesungen.
Es gibt Zeit. Es gibt individuelle Unterstützung. Es gibt Raum.
Freiräume für die Studierenden zu schaffen heißt existierende Begrenzungen ins Bewusstsein zu rufen. Das Studium an der Akademie der bildenden Künste ist sehr frei gestaltet und die Freiräume sind groß, Begrenzungen gibt es aber überall, innerhalb wie außerhalb des Schmuckbereichs. Neben ethischen oder physikalischen gibt es auch weniger greifbare Begrenzungen für Schmuck, die von der Gesellschaft bestimmt werden.
Durch seinen Bezug zum menschlichen Körper ist Schmuck als künstlerische Ausdrucksform sehr von gesellschaftlichen Normen beeinflusst, da der Körper in allen Gesellschaften permanent genormt wird. Gedanken über gesellschaftliche Normen wie z.B. Geschlechterrollen oder ethnische Zugehörigkeiten bieten deswegen die Möglichkeit, einen Freiraum zu schaffen, um sich künstlerisch mit Schmuck auseinander zusetzen. So können auch die allgemein existierenden Vorurteile gegenüber experimentellem Schmuck einen wunderbaren Freiraum bieten, in dem man wild experimentieren kann! Auf ähnliche Weise bietet eine Überprüfung der kulturellen Bedeutung von Schmuck und ein Hinterfragen von Begriffen wie Status, Schönheit oder Wert die Möglichkeit sich selbst bewusster zu denken.
In Zusammenarbeit mit den Studierenden können fachspezifische Fragen beantwortet und/oder verworfen werden, können Traditionen und vorhandene Machtstrukturen untersucht und/oder herausgefordert werden, kann das Selbstverständliche geprüft werden.
Es gibt keinen Raum ohne Grenzen. Es gibt deswegen auch keine künstlerischen Freiräume, ohne sich bewusst zu machen, welche Begrenzungen den Raum definieren, in dem man arbeiten und sich austoben möchte. Innerhalb eines Freiraumes gibt es aber Platz, um existierende Begrenzungen einzureißen oder um intuitive Prozesse zuzulassen. Jeder Studierende entscheidet selber, welche Freiräume er oder sie suchen möchte, um Schmuck zu machen.
Die Klasse für Schmuck und Gerät in München bietet dafür einen Raum.